zurück
Lausitzer Rundschau 12. Dezember 2015
Drachhausener Sommertag von 1914 zieht ins Museum
Leihgabe von Peter Pascher wird in der Mühlenstraße gezeigt
Malerei spiegelt immer Lebensweise und Kultur der Menschen einer Zeit und Region wider. Dabei sind den Mitarbeitern des Wendischen Museums schon häufig Entdeckungen gelungen. Jüngstes Beispiel ist eine Ansicht der Drachhausener Kirche, die jetzt einen Platz in der Dauerausstellung gefunden hat.
Das Bild begleitet Peter Pascher seit seinen Kindertagen. "Als meine Eltern das Haus in Drachhausen gekauft haben, gehörte es einfach mit dazu", erzählt der 56-Jährige. Bis vor Kurzem hatte das Ölgemälde einen Platz in Paschers Wohnzimmer. "I. Bauer", lautet die dezente graue Signatur. Dazu, etwas versteckt, die Jahreszahl 1914. Es könnte von einer Künstlerin aus Prag stammen, wie ein Berliner Antiquitätenhändler herausgefunden hat.
Was die Malerin nach Drachhausen geführt hat und was sie mit dem Ort verband, möchte Kuratorin Christina Kliem gern herausfinden. Schon jetzt weiß sie: "Das ist ein toller Fund, eine wirkliche Entdeckung."

Verschwindend klein zeigen sich die Personen am unteren Bildrand. Dennoch sind sie erkennbar: der Pfarrer, der sich gerade vom Pfarrhaus zur Kirche begibt, die sommerlich gekleideten Kirchgängerinnen mit den typischen breiten Hauben des Peitzer Kirchspiels. Dazu eine schöne Frühsommerstimmung. Die Kirchturmuhr steht auf halb zehn. Ein aufkommendes Gewitter lässt sich erahnen. Und über allem schwebt die entspannte Ruhe eines unbeschwerten Sonntags kurz vor Kriegsausbruch.

Der in Drachhausen lebende Künstler Meinhard Bärmich, den Peter Pascher ebenfalls zurate gezogen hat, war begeistert. "Ich habe sofort gemerkt, dass da jemand am Werk war, der bekannter ist, als ich es vielleicht erahne", sagt der Grafiker. "Das hat ein Profi gemalt." Das Bild habe einen nicht geringen materiellen Wert. "Aber der ideelle Wert ist größer", sagt Bärmich. "Es muss in der Heimat bleiben."

Dieser Meinung ist auch Peter Pascher und hat das Gemälde deshalb dem Wendischen Museum als Leihgabe für ein Jahr zur Verfügung gestellt. Wenn er sein Bild im Museum betrachte, stelle sich ein gutes Gefühl ein, sagt er. "Ich denke, hier ist es gut aufgehoben. Es ist mir nicht schwergefallen, mich davon zu trennen."

Noch bis zum 30. Dezember kann sich jedermann das Bild im Kirchenraum der Ständigen Ausstellung anschauen. Christina Kliem ist sich sicher, dass vor allem viele Drachhausener diese Möglichkeit nutzen werden. Ob es auch in den geplanten Ausstellungsräumen fürs Wendische Museum im neuen Stadtmuseum gezeigt wird, ist noch nicht klar. Diese Räume sollen dafür sorgen, dass die Sammlungen zur Geschichte und Kultur der Sorben/Wenden während der geplanten zweijährigen Schließzeit öffentlich präsent bleiben. In dieser Zeit sollen das Museum in der Mühlenstraße saniert und eine neue Ständige Ausstellung aufgebaut werden. Mit dieser Ausstellung will sich das Haus ab Januar 2018 barrierefrei präsentieren.

Geöffnet hat das Museum in der Mühlenstraße bis zum 30. Dezember mittwochs bis freitags, jeweils von 10 bis 17 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Am 24. Dezember ist geschlossen.

zurück