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Lausitzer Rundschau, 29.10.2010
Ecki ist das jüngste Kind der Otti-Familie

Buga-Maskottchen Otti hat ein Geschwisterchen bekommen: Ecki heißt das Eichhörnchen mit der grünen Hose, das der Cottbuser Grafiker Meinhard Bärmich für den Stadtteil Sachsendorf-Madlow gestaltet hat.

M. Bärmich vor einem Entwurf für die Glasfenster des Jänschwalder Museums.
Foto: Elsner
Ecki ist das neue Maskottchen von Sachsendorf-Madlow.

Die Idee stammt von Torsten Karow, dem Künstlerischen Leiter des Cottbuser Kindermusicals, erzählt Bärmich. Der habe öfter Eichhörnchen im Stadtteil beobachtet. Der Name Ecki stehe für Bucheckern und andere Früchte, mit denen das Tier klappert.

»Die grüne Hose symbolisiert das Grün im Stadtteil, hat aber auch fast eine politische Aussage«, sagt der Künstler. Selbst die Tatsache, dass die Hose dem possierlichen Tier etwas zu groß ist, ist von Bedeutung. Meinhard Bärmich: »Er will da noch reinwachsen. Andererseits ist er aber auch offen für vieles.« Das neue Maskottchen aus dem Atelier Bärmich passt als Sympathieträger gut in die Familie von Otti, Energie-Maskottchen Lauzi oder Kater Hans Hilfreich von der Gebäudewirtschaft Cottbus.

»Mit Malerei kann man viel Freundlichkeit 'rüberbringen«, ist ein Leitspruch des Künstlers, der sich vor allem mit seinen Plakaten, Buchillustrationen und liebenswerten Figuren weit über die Lausitz hinaus einen Namen gemacht hat.

In jüngster Zeit hat sich Meinhard Bärmich intensiv mit sorbischen/wendischen Traditionen beschäftigt. So sind zehn Kleinplastiken aus Metall für den »Pfad der kleinen Götter« im Erlebnispark Teichland entstanden. Für das Museum Jänschwalde hat Bärmich bunte Glasfenster gestaltet. Auch die Illustrationen zu Hellmuth Hennebergs Kinderbuch »Waldemar das Märchentier« hat der Künstler, der in Cottbus und in Drachhausen zu Hause ist, geschaffen. Demnächst will der Regia-Verlag die sorbische Übersetzung von Jurij Koch herausbringen.

Kindliche Unverstelltheit

»Malerei lehrt Kindlichkeit«, hat Bärmich als Zitat einem Ausmalheft mit Wassermann und anderen Motiven aus der niedersorbischen Sagen- und Märchenwelt vorangestellt. Und kindliche Unverstelltheit des Blicks und Verständnis für die Probleme der Jüngsten hat sich der 58-Jährige bis heute bewahrt. Davon zeugen nicht nur seine Illustrationen für die Elternzeitschrift der Kinderklinik im Thiem-Klinikum. Als beim Zahnarzt ein Kind bitterlich weinte, riet er: »Setzen Sie dem Jungen doch eine Indianerhaube auf und erklären ihm: Ein Indianer kennt keinen Schmerz.« Der Vorschlag wurde gern angenommen.

Im 20. Jahr der deutschen Einheit hat sich der Cottbuser ein besonderes Geschenk gemacht. »Ich war mit meinem großen Sohn Jörg in China«, erzählt der Künstler. Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer habe er Jules Vernes Buch »Die seltsamen Leiden des Herrn Kin-Fo« illustriert. »Schon damals war mir klar, da will ich mal hin«, gibt er zu. Mehr als 20 Jahre später habe sich dieser Wunsch erfüllt. Für den Künstler ist dies eine Bestätigung des Spruches von Konfuzius, der lautet »Wenn du es besonders eilig hast, geh' langsam«.

DDR, Wende, China und die Mauer - all das hängt für Bärmich zusammen. Denn unmittelbar nach der Fertigstellung des Jules-Vernes-Buchs wollte er die DDR verlassen. »Ich dachte, ich geb' mein Buch ab und hau ab.« Doch mitten im Aufbruch klingelte das Telefon. Der Verlag wollte ein anderes Titelbild. Nach den Ereignissen auf dem Platz des himmlischen Friedens sollte es etwas Ruhiges sein. Der Künstler hat den Auftrag erfüllt, bevor er sich auf den Weg gemacht hat.

Schwärmen über China

Allerdings musste er bald feststellen, dass ihm die Heimat fehlte. Glücklicherweise fiel aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Mauer, und Meinhard Bärmich konnte zurückkehren. Gerade zur rechten Zeit, um das druckfrische Jules-Vernes-Buch mit seinen Illustrationen entgegenzunehmen.

Beim Stichwort China gerät Bärmich ins Schwärmen, erzählt von grandiosen Landschaften, von der Teezeremonie und den Menschen, die einfach ein Kofferradio auf die Straße stellen und zu tanzen beginnen.

Als ein besonderes Erlebnis ist ihm eine Begegnung mit einem Maler in der »Verbotenen Stadt« im Gedächtnis geblieben. »Er hat Teller mit den Porträts von Touristen bemalt«, sagt der Cottbuser. »Ich habe einen Teller genommen und ihn gezeichnet, während er mich gemalt hat. Am Ende haben wir die Teller getauscht.« Meinhard Bärmich: »Darauf habe ich also 20 Jahre warten müssen. Das sind kleine Momente, die so groß und wichtig sind.«

Von Ulrike Elsner

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