Im 20. Jahr der deutschen Einheit hat sich der Cottbuser ein besonderes Geschenk gemacht. »Ich war mit meinem großen Sohn Jörg in China«, erzählt der Künstler. Kurz vor dem Fall der Berliner Mauer habe er Jules Vernes Buch »Die seltsamen Leiden des Herrn Kin-Fo« illustriert. »Schon damals war mir klar, da will ich mal hin«, gibt er zu. Mehr als 20 Jahre später habe sich dieser Wunsch erfüllt. Für den Künstler ist dies eine Bestätigung des Spruches von Konfuzius, der lautet »Wenn du es besonders eilig hast, geh' langsam«.
DDR, Wende, China und die Mauer - all das hängt für Bärmich zusammen. Denn unmittelbar nach der Fertigstellung des Jules-Vernes-Buchs wollte er die DDR verlassen. »Ich dachte, ich geb' mein Buch ab und hau ab.« Doch mitten im Aufbruch klingelte das Telefon. Der Verlag wollte ein anderes Titelbild. Nach den Ereignissen auf dem Platz des himmlischen Friedens sollte es etwas Ruhiges sein. Der Künstler hat den Auftrag erfüllt, bevor er sich auf den Weg gemacht hat.
Schwärmen über China
Allerdings musste er bald feststellen, dass ihm die Heimat fehlte. Glücklicherweise fiel aber ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt die Mauer, und Meinhard Bärmich konnte zurückkehren. Gerade zur rechten Zeit, um das druckfrische Jules-Vernes-Buch mit seinen Illustrationen entgegenzunehmen.
Beim Stichwort China gerät Bärmich ins Schwärmen, erzählt von grandiosen Landschaften, von der Teezeremonie und den Menschen, die einfach ein Kofferradio auf die Straße stellen und zu tanzen beginnen.
Als ein besonderes Erlebnis ist ihm eine Begegnung mit einem Maler in der »Verbotenen Stadt« im Gedächtnis geblieben. »Er hat Teller mit den Porträts von Touristen bemalt«, sagt der Cottbuser. »Ich habe einen Teller genommen und ihn gezeichnet, während er mich gemalt hat. Am Ende haben wir die Teller getauscht.« Meinhard Bärmich: »Darauf habe ich also 20 Jahre warten müssen. Das sind kleine Momente, die so groß und wichtig sind.«
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