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08.03.2007
Cottbuser Grafiker stellt humorvolle Arbeiten im Lübbener Rathaus aus
Bärmich macht lustig
Von Ingvil Schirling

Es fing schon witzig an: Reiner Schwalme, Karikaturist aus Groß Wasserburg, hatte seinem Freund und Kollegen Meinhard Bärmich ein kleines, selbstredend überzeichnetes Porträt zur Ausstellungseröffnung geschenkt. Dem dunkelhaarigen Bärmich mit den schwarzen Augenbrauen klemmt dabei eine Rose zwischen den Zähnen. «Passt ja zum Frauentag» , waren sich alle einig, und die Riege der Verwaltungsmitarbeiterinnen im Lübbener Rathaus kicherte.

Gelächter bei der Vernissage: Meinhard Bärmich stellte einige seiner hintergründigen, komischen, aber nie verletzenden Gedanken zu seinen Arbeiten im Lübbener Rathaus vor.

Das Kichern wurde intensiver, als Hauptamtsleiterin Ute Scholz ein Bild zum Thema Frühling von Bärmich, dem freischaffenden Maler und Grafiker, geboren 1952 in Welzow, ansprach: Unter einer grünen Decke liegt ein Mann, und in seiner Mitte bildet diese Decke eine unübersehbare, spitze Erhebung. Das Bild wolle man doch gerne mal erklärt haben, forderte Ute Scholz augenzwinkernd den gelernten Gebrauchsgrafiker auf, der neben dem «Otti» -Maskottchen der Cottbuser Bundesgartenschau und dem Energie-Cottbus-Maskottchen zahlreiche Plakate für die Neue Bühne Senftenberg gestaltet hat. Der hob die Brauen, spitzte den Mund und zuckte mit den Schultern. An solche Erhebungen oder gar daran, wozu sie gebraucht würden, könne er sich nicht erinnern. Sämtliche Rathaus-Mitarbeiter brachen in schallendes Gelächter aus. Bärmich, soviel zu diesem Thema, hat drei Kinder. Erotische Anspielungen lässt er in seinen Arbeiten nicht aus, wenn sie sich anbieten.

Zum Beispiel in der, die ausgerechnet vor dem Zimmer der Mitarbeiterin hängt, die die Bußgelder entgegen nimmt. Drei nackte Männer stehen nebeneinander, ein wenig so, als wären sie zur falschen Zeit am falschen Ort, ihre Gesichter verdeckt von dem Schriftzug: «Die drei von der Tankstelle» . Die Arbeit ist eines von Bärmichs Theater-Plakaten. Vor ihre besten Stücke halten sie drei Dinge: eine Autobatterie, ein Verkehrsschild mit Achtungszeichen und einen Benzinkanister. Das Verkehrsschild wird so gehalten, dass das Achtungszeichen waagerecht liegt.

Ob das die drei Dinge sind, die ein Mann – zumindest einer von der Tankstelle – braucht, überlässt Bärmich der Einschätzung des Betrachters. Klar ist so viel: «Ganz viel von unserer Arbeit findet im Kopf statt» , sind sich Bärmich und Schwalme einig, und die Grafik oder Karikatur ist nur das Medium, das wiederum Kopfarbeit beim Betrachter auslöst. Bärmich sieht sich als Ideensammler, als einer, der sich gern mit anderen unterhält und kleine Aha-Erlebnisse und Pointen speichert, bis er sie bei passender Gelegenheit in einem Bild verarbeitet. Er ist ein Geschichtenerzähler, der das, was er gehört und gesehen hat, neu zusammensetzt und anders weitergibt.

So klar seine Botschaften dabei in seinen Plakaten, Gebrauchsgrafiken, Logos und Maskottchen sind, so viel Raum lässt er dem Betrachter bei seinen freien Grafiken und Malereien, die im ersten und zweiten Stock des Rathauses hängen. Einigen davon hängt Träumerisches, Phantasievolles an. Nackte, lebensfrohe Frauen, fliegend oder auf Eseln reitend, aber auch Lichteinfall und Bildaufbau erinnern an die Welten von Marc Chagall.

Manche Bilder sind ein einziges Nachdenken über das Leben. Zum Beispiel die Treppenlandschaften: Es ist nicht ersichtlich, ob es hinauf oder hinab geht, ob ein Weg weiterführt, eine Sackgasse oder überhaupt gangbar ist.

Unklar bleibt auch, warum die gesichtslose Masse zwei Helden bejubelt, Don Quichotte und Sancho Panza. Aneinander gekettet streben sie in verschiedene Richtungen. Einer von ihnen hat auch noch ein offensichtlich untaugliches Schwert. Manche Dinge haben keine Logik, mag Bärmich damit sagen, «sie sind irgendwie so wie das Leben, das ein Experiment ist» .